Zunächst wir der Naturnagel auf die Modellage vorbereitet. Dafür wird zunächst die Nagelhaut vom Nagel entfernt. Danach wird der Nagel entfettet und mit einer weichen Feile angeraut. Das garantiert die Haltbarkeit des Gels. Im Anschluss wird ein Haftgel gleichmäßig in einer dünnen Schicht auf den Nagel aufgetragen. Dabei muss man darauf achten, das man nicht zu nah an den Naturnagel gelt, sonst kann es später zu Haftungsproblemen kommen. Das Gel wird dann in einer speziellen UV-Lampe gehärtet. Danach kann man dann sein persönliches Design auswählen und den Nagel den Wünschen entsprechend bearbeiten. Nachdem auch das ausgehärtet ist, wird mit einem speziellen Aufbaugel die Form des Naturnagels ausgearbeitet und der Stresspunkt, an dem es am häufigsten zu Brüchen kommt, verstärkt. Nach dem Aushärten wird der Nagel in Form gefeilt und abschließend mit einem Glanzgel übergelt. Danach sollte man ein Nagelöl in die Nagelhaut einmassieren, denn diese wird bei der Nagelmodellage doch sehr beansprucht und braucht deswegen danach eine gute Pflege.

Eine gute Gelmodellage sollte schön dünn verarbeitet sein und an den Rändern keine Luftblasen ziehen. Außerdem darf man, wenn Tips zur Verlängerung verwendet wurden, den Übergang von Tip zu Naturnagel nicht sehen. Wenn ein Refill gemacht wurde, d.h. wenn die Nägel nach der ersten Nagelmodellage das nächste Mal modelliert werden, sollte man die alte Modellage nicht durchschimmern sehen.

Außerdem ist Hygiene bei der Nagelmodellage sehr wichtig. Der Arbeitsplatz muss sauber und staubfrei sein, alle Geräte müssen nach der Modellage gereinigt und desinfiziert werden und auch die Hände von Nageldesigner und Kunde müssen vor Beginn der Modellage desinfiziert werden.

Werden all diese Voraussetzungen erfüllt, hält eine Gelmodellage sehr lange und es kommt auf den persönlichen Geschmack an, wann die Modellage überarbeitet werden sollte. Die Nägel wachsen bei jedem Menschen unterschiedlich schnell und viele stört der Rauswuchs, sodass sie sich die Nägel regelmäßig alle 2-4 Wochen erneuern lassen. Manche Kunden haben aber auch größere Abstände zwischen den Terminen. Gel-Modellagen sind im Allgemeinen alltagstauglich und man kann mit ihnen ganz normal jede Tätigkeit ausüben. Man sollte nur bei scharfen Reinigungsmitteln und Chemikalien vorsichtig sein, denn sie greifen das Gel an und können schädlich für die Modellage sein.

Geschichte:

Bereits während der Ming-Dynastie haben adelige Frauen in China lange Fingernägel als Statussymbol getragen, um zu verdeutlichen, dass sie keine manuellen Arbeiten auszuführen hatten. Im Griechenland des frühen 19. Jahrhunderts haben viele Damen der Oberschicht leere Pistazienschalen auf den Fingernägeln getragen, welches zur langsamen Verbreitung künstlich modifizierter Nägel in Europa beitrug. Der erste Einsatz von Acryl in der Nagelmodellage geht auf den Chemiker Fred Slack zurück, der aufgrund seine Arbeit als Entwickler zahnmedizinischer Produkte einen verletzten Fingernagel mit zahnmedizinischem Kunststoff versorgte und wegen des guten Ergebnisses diesen Gedanken weiterverfolgte. Die Verwendung einer unter den Nagel zu klebenden Schablone geht auf Thomas S. Slack zurück.

Verfahren:

Es wird zwischen der Verwendung von Nagelspitzen (Tips) und Modellage mit Schablone unterschieden. Zuerst werden der Kundin unabhängig von dem eingesetzten Verfahren die Hände und Nägel desinfiziert. Die Nägel werden entfettet, die Nagelhaut wie bei einer Maniküre zurückgeschoben und mit einem Buffer oder Schleifblock, Dehydrator (bestehend aus Isopropanol und Aceton) und zusätzlich oft, allerdings nicht zwingend, mit Haftprimer für die Modellage vorbereitet.

Verlängerung durch Tips:

Bei der Verwendung von Nagelspitzen werden diese mit Nagelkleber angeklebt, auf die gewünschte Länge gekürzt und geformt. Um die Festigkeit zu erhöhen und eine glatte, lackierbare Oberfläche zu bekommen wird der eigene Nagel und die Nagelspitze mit Modellagekunststoff überzogen. Nach der Aushärtung wird die Oberfläche per Handfeile oder Fräser in Form gefeilt und geglättet und zum Abschluss entweder poliert oder häufiger eine UV-härtende Versiegelung aufgebracht. Vorteile dieser Methode sind, dass sie zunächst leichter zu erlernen ist und es für bestimmte Zwecke bereits vordesignte Tips gibt wie z. B. Frenchtips (weiße Spitzen) oder bemusterte Tips, die nur noch angepasst und gekürzt werden müssen.

Verlängerung durch Schablone:

Bei der Modellage mit Schablone klebt die Nageldesignerin eine Schablone bündig unter den Naturnagel, um darauf die Verlängerung an den Nagel zu modellieren. Auf die Schablone wird das entsprechend gewählte Material aufgetragen. Die Schablone wird nach der Aushärtung abgezogen und der modellierte Nagel genau wie bei der Verwendung mit Tips mit einem Fräser oder per Handfeile geglättet und mit Gel oder durch polieren versiegelt. Die Vorteile dieser Methode sind die natürlichere Optik, das für die Kundin weniger vorhandene Fremdkörpergefühl, die, für die geübte Nageldesignerin zeitliche Ersparnis, flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten in der Form wie beispielsweise Stilettos, Edge-Nails, Pipes, Fringe-Nails oder alle New-Style-Formen sowie mögliche Kontaktallergien durch Nagelkleber zu vermeiden, der sich außerdem mit der Zeit lösen könnte.

Naturnagelverstärkung:

Bei der Naturnagelverstärkung wird nur der eigene, natürlich gewachsene Nagel mit einer Schicht Modellagekunststoff überzogen um ihn zu schützen.

Auffüllen/Refill:

Nach zwei bis vier Wochen muss der herausgewachsene Teil des Nagels aufgrund der verschobenen Statik und des unschönen Rauswuchses aufgefüllt werden. Dazu wird für eine gleichbleibende Länge der verlängerte Nagel entsprechend gekürzt, der Übergang zum herausgewachsenen Naturnagel geglättet und mit dem entprechenden Kunstoff neu überzogen und in Form gefeilt.

Refresh:

Wird nach ein bis zwei Wochen nur die Oberfläche mattiert, eventuell das Design geändert und neu versiegelt wird dies als Refresh bezeichnet.

Verarbeitung und Materialien:

Das Material, aus dem die künstlichen Nägel bestehen, ist chemisch in jedem Fall ein Acryl, das sich je nach Zusammensetzung durch die Verarbeitung, Empfindlichkeit gegenüber Lösungsmitteln und vor allem in der Aushärtung voneinander unterscheidet. Dennoch wird nur eine Art umgangssprachlich als "Acrylnagel" bezeichnet.

Acryl:

Sogenannte Acrylnägel werden mithilfe eines Zweikomponentenacryls, einer Flüssigkeit (Liquid) und einem sehr feinen Acrylpulver, aufgebaut. Dieses System ist die älteste Methode. Es härtet nach dem Mischen der Komponenten selbständig aus, wobei es auch UV-härtendende Acrylsysteme gibt. Das Material zeichnet sich durch seine große Härte aus, das es möglich macht, den gesamten Nagel sehr dünn und präzise zu verarbeiten und kann in der Regel bei allen "Arten" von Naturnägeln angewandt werden. Acrylnägel können mit einem Lösungsmittel (meistens Aceton) einfach und schnell entfernt werden. Werden die Nägel lackiert muss unbedingt acetonfreier Nagellackentferner verwendet werden, da ansonsten beim Ablacken die Nägel angelöst werden. Es gilt unter den Nageldesignern als Königsdisziplin, da es vergleichsweise zum Gelsystem schwerer zu erlernen ist, weil es aufgrund der eigenständigen Aushärtung schneller verarbeitet werden muss, um für die Modellage nicht bereits zu fest oder im Pinsel ausgehärtet zu sein. Es ist für besonders ausgefallene Designs wie 3-D-Blumen sehr gut geeignet und wird aus diesem Grund bei Meisterschaften häufig verwendet. Das Acryl-System wird auch Zweikomponenten-System oder Pulver-Flüssigkeitssystem genannt. Fälschlicherweise wird es oft zusätzlich als "Pulver-Gel" von unseriösen Nagelstudios zu einem anderen Preis angeboten. Es sollte jedoch trotz des missverständlichen Namens nicht mit dem nachfolgend beschriebenen Gel-System verwechselt werden. Das tatsächliche Pulvergelsystem wird in Deutschland nicht angewendet, da das Verfahren in der Handhabung sehr unpraktisch ist und keine besonderen Vorteile bietet. Hierfür würden in ganz dünnen Schichten nacheinander immer wieder flüssiger Kunstoff auf den Nagel aufgetragen und mit einem Pulver bestreut werden.

Gel:

Als Gelnägel werden Nägel, die mit der Gel-Technik verarbeitet werden, bezeichnet. Das Gel besteht aus einem UV-reaktiven Acrylgel, welches unter UV-Licht aushärtet. Aufgrund der vergleichsweise einfachen Handhabe, ist es in Deutschland die weitverbreitetste Methode der Verstärkung und Verlängerung. Die Nageldesignerin besitzt dazu ein eigenes Härtungsgerät, in das der Kunde seine Hände mit den zuvor mit Gel modellierten Nägeln legt. Das Gel härtet darin in wenigen Minuten unter Wärmeentwicklung aus. Da es sich beim Gel um ein vergleichsweise "weiches" Material handelt ist es in der Regel eher für weiche Naturnägel geeignet. In das flüssige Gel können besonders gut bunte Gele und sonstige Verzierungen wie Kristallsteinchen, Trockenblumen und Einlegemotive eingearbeitet werden, da das Modelliergel bis zum Einlegen in das Härtungsgerät längere Zeit verarbeitbar bleibt. Die meisten Gele sind beständig gegenüber Lösungsmitteln und müssen zur Entfernung gefräst werden, es gibt aber auch Varianten (Soak-Off-Gele), die trotz der UV-Härtung wie Acryl entfernt werden können.

Fiberglas:

Heute kaum noch üblich ist das Fiberglassystem, bei dem mittels eines Resinklebers Textilstreifen, meistens Glasfaser oder Seide, in mehreren Schichten aufgebracht und versiegelt werden. Diese Methode wird aber manchmal noch gebraucht, um eingerissene Naturnägel zu reparieren und ihnen die nötige Stabilität zu verleihen.

Nail-Art:

Die Verzierung des fertigen Nagels nennt man Nailart. Die schlichteste Variante ist der Frenchlook, bei dem die Nagelspitze aus natur- bis strahlend weißem, der Rest aus transparentem oder leicht milchigem Material gearbeitet wird. Ebenfalls oft verwendet wird farbiger Acryl-Überlack, der aufgrund seiner Härte mehrere Wochen glänzend bleibt und als "Permanent Nail Polish" bezeichnet wird. Jedoch gibt es für die Kreativität der Designerin und dem Kunden kaum Grenzen, die Nägel können beklebt, mit einem Airbrushmotiv versehen, mit Farben und Glitter verziert und in viele extravagante Formen gebracht werden. Eine Nageldesignerin kann einen Kunstnagel aber auch so aussehen lassen, als wäre er ein völlig natürlicher Nagel. Aus diesem Grund tragen auch mehr und mehr Männer, die Fingernagelkauer sind, Kunstnägel, um so gepflegte Hände zu haben.

Entfernung:

Nach dem Entfernen einer Modellage ist der Naturnagel darunter dünn und weich, weil das Keratin der Nagelplatte keinen Kontakt mit der Luft hatte, um auszuhärten, außerdem ist der Nagel vor der Modellage ja leicht angeraut worden, was ohnehin dünne Nägel schwächen kann. Auch nach Entfernung der Modellage ist der Nagel durch das Schleifen noch einige Monate lang besonders Anfällig für Keimbesiedlung. Nach drei bis vier Monaten hat der Nagel seinen Zustand vor der Modellage wieder vollständig erreicht.

Gefahren:

Bei einer hygienisch nicht einwandfreien Bearbeitung des Nagels ist es möglich, sich mit einem Nagelpilz oder einer anderen Nagelerkrankung zu infizieren. Auch ein zu starkes Feilen des Nagels bis in das Nagelbett erhöht das Risiko einer Infektion. Weiterhin können Allergien durch die Materialien zur Nagelmodellage entstehen, die sich mit Hautausschlag oder Schwellung an Gesicht und Händen anzeigen (bis in die 1970er Jahre hinhein wurden diese primär durch Methylmethacrylat hervorgerufen, welches seitdem durch andere Methacrylate ersetzt wurde).

Ein für Nagelverlängerung geeignetes Material sollte eine gewisse Härte aufweisen, um einen lange anhaltenden optisch attraktiven Eindruck zu erzielen, dabei aber gleichzeitig bei gefährlicher Überlastung brechen, bevor der Naturnagel abgerissen wird. Da sich diese beiden Anforderungen widersprechen wird üblicherweise ein Kompromiss gewählt, bei dem durch Modellierung des Nagels in einer geeigneten Materialstärke dieser bei Überlastung an der Fingerkuppe bricht. Allerdings ist es nicht vermeidbar, dass bei ungünstigem Winkel im Extremfall der Nagel abgehebelt und dadurch die Nagelplatte geschädigt wird. Dies kann in der Folge dazu führen, dass das Wachstum des Nagels beeinträchtigt wird (welliges Nachwachsen, etc.). Deshalb sollten ungeübte Träger einer Nagelmodellage mit einer moderaten Verlängerung beginnen.

In eventuell unbemerkten leichten Abhebungen des Naturnagels können durch das feuchtwarme Milieu Keime besonders schnell wachsen. Insbesondere Menschen, die in Berufen arbeiten, in denen Händehygiene wichtig ist (z. B. Küchenpersonal, medizinisches Personal, Pflegende usw.) sollten von künstlichen Fingernägeln Abstand nehmen, da die Wahrscheinlichkeit von Keimbesiedlung durch die Verletzung des Nagels höher ist als mit Naturnägeln. Bei diesen Tätigkeiten ist üblicherweise das Lackieren und Tragen von künstlichen Nägeln durch die Hygienestandards des Arbeitgebers untersagt. So heißt es in der „Empfehlung zur Prävention postoperativer Infektionen im Operationsgebiet“ des Robert Koch Institut: Die Mitglieder des OP-Teams müssen kurze und rund geschnittene Fingernägel haben und dürfen keine künstlichen Fingernägel tragen.

 


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